PM 27 – Die Herdbauerin und ihr Klima-Herd

Dowwnlaod als PDF: Die Herdbauerin und ihr Klima-Herd

Bonn, 20.12.2017

Savitas effiziente Lehmherde schützen die Umwelt und das Klima –
und die Gesundheit indischer Frauen

Savita ist glücklich – der neue Herd gibt ihr und ihrer Tochter Gesundheit. Photo by Allison Joyce

Savita Sardar kann wieder lachen. Ein halbes Jahr lang hat die junge Frau ständiger Husten gequält. Zwar half die Medizin, die ihr ein Arzt in der fernen Krankenstation auf der anderen Seite der Insel verschrieb. Doch kaum waren alle Tabletten eingenommen, wurde sie wieder krank. Schließlich fand der Arzt heraus, woran es liegt: am Kochen – und dem giftigen Qualm der alten Herde.

 

So wie Savita haben alle Familien auf den armen Inseln im Ganges-Delta nur einfache, alte Herde zum Kochen – und fast alle Frauen ha­ben Atem­wegsprobleme. Auch Savitas Töchter Tris­han und Manisha, 11 und 6 Jahre alt, leiden mit. „Die alten Herde qual­men sehr stark“, sagt Savita: „Weil zu wenig Luft an die Flamme kommt, muss ich ständig mit einem Röhrchen ins Feuer pusten und dafür tief Luft holen. So at­me ich noch mehr Qualm ein. Oft denke ich, ich müsste erstick­en.“ Ihre Augen brennen, der Rachen ist entzündet. Ein neuer Herd muss her!

Savita mit ihrem alten Herd, der beim Kochen viel giftigen Qualm – erzeugte. Photo by Allison Joyce

Doch die Familie ist arm. Neun Menschen in drei Generationen, die von der kar­gen Ernte des kleinen Stückchen Land leben müssen, das Savitas Ehe­mann bebaut. Ihr Schwiegervater ist Tagelöhner, ein Schwa­ger arbeitet im fern­en Bombay, eine kleine Weltreise und über 2.000 km entfernt; mit den schnell­sten Zügen braucht er über 40 Stunden. Savitas Gesicht ist von har­ter Arbeit gezeichnet, obwohl sie erst 26 Jahre alt ist. Die meisten jungen Frauen hier haben im Alter von 12 – 17 Jahren geheiratet. Um ihren beiden Töchtern ein bes­seres Leben zu ermöglichen, hat Savita durchgesetzt, dass sie zur Schule gehen können. Keiner der Erwachsenen in der Familie kann lesen und schrei­ben – die Kinder haben durch Bildung die Chance auf eine bessere Zukunft.

In der Schule haben die Mädchen 2015 durch green energy against poverty Solar-Lampen erhalten, damit sie besser Lernen kön­nen als mit alten Petro­leum-Lampen. Die Kinder kennen dadurch Erneuer­bare Ener­gie. In der Schule haben sie auch vom neuen greenap-Projekt zu effizienten Herden erfahren.

In einer Felduntersuchung haben Umwelttechniker für greenap die tradition­ell­en Herde so verbessert, dass sie genau an die Bedürfnisse in diesen Dörfern an­ge­passt sind. Eine Metallform für Lehm wurde entwickelt, mit der die opti­ma­l­e Geo­me­trie der Brennkammer, Position des Feuerrosts etc. beim Herdbau ge­nau ein­ge­halten wird. In einem 10-tägigen Kurs werden lokale Hand­wer­ker im Bau der effi­zien­ten Herde und Umgang mit der Metallform ausgebildet.

Savita Sardar baut Ihren ersten Klima-Herd. Poto by Allison Joyce

Eine von ihnen ist Savita. Gemeinsam mit zwei weiter­en Frauen und zehn Männern lernt sie, wie der Lehm vorbereitet wird und was bei der Installation der Herde zu beachten ist. Zur Ausbildung gehört auch ein Busi­ness-Plan, damit Savita und ihre KollegInnen möglichst viele Herde bei anderen Familien installieren können. Von dem kleinen Honorar, das die Auftraggeber (ne­ben Material­kosten) dafür zahlen, werden die Herd­bauer leben können. Wichtig ist, dass die Herd­bauer nicht als Konkurrenten gegen einander antreten, son­dern ge­mein­sam für ihre Sache arbeiten: so kaufen sie Materi­alien zu­sam­men ein, um Mengenrabatt zu erhalten. Von Sonder­anferti­gungen wie den Feuerrosten gibt es einen Vorrat für 250 Herde, finan­ziert durch das Startprogramm von green energy against poverty. Jetzt plant greenap weitere Schulungs­kurse auf Inseln im Ganges-Delta und anderen Regionen Indiens.

Savita ist glücklich: kein quälender Husten mehr, und mit ihrem neuen Herd kann sie einfacher und schneller kochen. Die Wälder werden entlastet und natürliche Ressourcen auf ihrer Insel geschont. Und sie arbeitet aktiv gegen den Klima­wandel, da CO2-Emissionen verringert werden. Ihre große Hoffnung ist, dass sie als Herd­bauer­in möglichst vielen anderen Frauen ihr eigenes Ge­sund­heits-Schicksal ersparen kann. Sie ist sich sicher: “Ich werde in der Lage sein, sie nachdrück­lich von den neuen Herden zu über­zeugen!”

green energy against poverty braucht Spenden für weitere Ausbildungskurse:

  • Metall-Form für effiziente Lehmherde: pro Stück 100 EUR
  • Schulung und Begleitung eines Handwerkers: je 200 EUR