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Erdüberlastungstag: 2. August

Alles weg – Die Vorräte für 2017 sind verbraucht, Nachschub gibt es erst 2018

Die nachhaltig nutzbaren Ressourcen, die die Erde für pro Jahr liefert, sind am 2. August aufgebraucht. Ab dem „Erdüberlastungstag“ leben wir also bis zum Jahresende praktisch auf Kredit von zukünftigen Generationen. Darauf weisen Umweltorganisationen wie Germanwatch und BUNDjugend hin.

„Die Erde ist kein Online-Shop mit scheinbar unbegrenztem Angebot. Jetzt ist der Laden leer. Alles, was wir ab heute verbrauchen, ist Diebstahl an künftigen Generationen“, sagt Christoph Röttgers von der Naturschutzjugend: „Es ist Aufgabe der Politik, das zu verhindern.“ Robin Stock von FairBindung ergänzt: „Grenzenloses Wirtschaftswachstum ist auf einem Planeten mit endlichen Ressourcen nicht möglich.“

Um den Bedarf natürlicher Ressourcen (Wälder, Ackerland, Fischgründe etc.) zu decken, bräuchte die Weltbevölkerung rechnerisch 1,7 Erden. Würden alle Länder der Welt so wirtschaften wie Deutschland, wären sogar 3,2 Planeten erforderlich – denn bei uns tragen CO2-Emissionen und Verbrauch von Acker- und Waldflächen zum enormen ökologischen Fußabdruck bei. Der globale Erdüberlastungstag ist im Vergleich zum Vorjahr erneut um sechs Tage nach vorn gerückt, die Überlastung nimmt also weiterhin zu.

Das Global Footprint Network berechnet jedes Jahr den Tag, an dem die Erdüberlastung erreicht ist (Earth Overshoot Day). Dabei werden zwei rechnerische Größen gegenübergestellt: zum einen die biologische Kapazität der Erde zum Aufbau von Ressourcen sowie zur Aufnahme von Müll und Emissionen, zum anderen der Bedarf an Wäldern, Flächen, Wasser, Ackerland und Lebewesen, den die Menschen derzeit für ihre Lebens- und Wirtschaftsweise verbrauchen. Der Erdüberlastungstag für Deutschland lag sogar schon am 24. April 2017.

Deshalb fordert Johanna Kusch von Germanwatch die künftige Bundesregierung zum Handeln auf: „Die CO2-Emissionen in Deutschland müssen nach Jahren der Stagnation endlich wieder sinken.“ Kira Heinemann von BUNDjugend bringt es auf den Punkt: „Wir leben und wirtschaften ungehemmt zulasten der Menschen im Globalen Süden und künftiger Generationen.”

Factsheet zum Erdüberlastungstag: www.germanwatch.org/14153

Weltklimarat fordert schnelles Handeln

In seinem neuen Bericht fordert der Weltklimarat IPCC die Staaten zum schnellen Handeln auf. Der Druck nimmt zu – aber es gibt auch eine gute Nachricht: noch sind die Klima-Ziele erreichbar.

Wenn das international vereinbarte Ziel von maximal 2 Grad Temperaturzunahme im Vergleich zur vorindustriellen Zeit eingehalten werden soll, muß jetzt gehandelt werden. Um 0,85 Grad ist die Temperatur bereits angestiegen; von der maximalen Menge CO2, die das Zwei-Grad-Ziel gerade noch realistisch macht, wurden seit der Industrialisierung bereits zwei Drittel emittiert. Das ließ bereits den Meeresspiegel um 19 cm ansteigen. Die Emissionen müßten deshalb schnell und drastisch zurück gefahren werden.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon stellte resigniert fest: „Die Zeit läuft gegen uns“. Allerdings sei es auch ein „unbelegter Mythos“, dass der erforderliche Kampf gegen den Klimawandel zu teuer sei.

Klimaforscher: Klimawandel durch Menschen verursacht

Der Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber hat seine Auffassung bekräftigt, dass der Mensch ursächlich für den Klimawandel verantwortlich sei. Deshalb rechtfertigten alle Kosten-Nutzen-Analysen und das Vorsorgeprinzip das Ziel, die Temperatur nicht um mehr als zwei Grad über das Niveau vor der Industrialisierung steigen zu lassen, betonte der Leiter des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung vor dem „Petersberger Klimadialog“. Neue Forschungen gingen jedoch eher von vier Grad Temperaturanstieg als von zwei Grad aus, wenn nicht weitere Maßnahmen gegen den Klimawandel ergriffen würden. Die Forschung könne ergeben, „dass das Zwei-Grad-Ziel eher verschärft als abgeschwächt werden sollte“, sagte Schellnhuber. Die Konferenz, mit der die Bundesregierung seit 2010 die Klimaverhandlungen begleitet, dient der Vorbereitung des Weltklimagipfels im November 2013 in Warschau.

FAZ 6.5.2013

Polarexperte: Klimawandel wird immer noch unterschätzt

Der Polarexperte und Abenteurer Arved Fuchs ist erschüttert, wie stark der Klimawandel die Arktis verändert. Weil in der Arktis die Temperaturen stärker stiegen als im globalen Durchschnitt, seien sie ein „Frühwarnsystem“, sagte Fuchs bei einer Klimadiskussion der Frankfurter Rundschau am 30.3.13. Doch die Politiker weigerten sich, den Kampf gegen den Klimawandel richtig anzupacken: „Banken zu retten geht schnell“ – doch beim Klima: Fehlanzeige. Das mache ihn zornig.

Claudia Kemfert, Ökonomin beim Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung und profilierte Klima-Ökonomin, bezeichnete die Schäden des Nichthandelns beim Klimaschutz längerfristig auf bis zu 20 Prozent des Bruttosozialprodukts; „das sind astronomische Zahlen“. Kemfert warnte davor, ein Stopp der Energiewende werde den Strompreis stabilisieren. Hinter der Anti-Kampagne gegen die Energiewende stünden letztlich Wirtschaftsinteressen der großen Energiekonzerne, die ihr Geschäftsmodell mit zentralen Großkraftwerden retten wollten.

Trotz der Gefahren des Klimawandels mußte Stephan Paulus von der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit GIZ konstatierten, daß die Fortschritte auf den seit über 20 Jahren stattfindenden Weltklima-Gipfeln sehr zäh seien; der  globale CO2  Ausstoß  sei weiter angestiegen, statt zu sinken.

Die 180 Zuhörer der Diskussion bewegte am meisten, wie der Kampf gegen den Klimawandel konkret umgesetzt werden könne.

FR 31.3.13

 

 

 

Unterschätzte Kosten des Klimawandels

„Wenn gegen den Klimawandel nichts unternommen wird, werden die Kosten den Verlust von schlimmstenfalls 20 Prozent des weltweiten Bruttoinlandsprodukts entsprechen – jedes Jahr, jetzt und für immer.“

Sir Niclas Stern, 2006

„Ich habe die Kosten unterschätzt“

Sir Niclas Stern, Technology Review 2011
nach: Neue Energie 11/2012, S. 26