PM 41 – Gesundes Wasser durch Ton-Filter

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Bonn, 2.12.2024

neuartige Filter machen verdrecktes Wasser trinkbar:
neues greenap-Projekt

Was aus sieht wie ein Blumentopf, ist eine Innovation – und rettet Leben. Lokaler Lehm, mit einer Presse zum Filter geformt. Gebrannt und mit desinfi­zierender Beschichtung versehen, wird er zum Wasserfilter. Sauberes Wasser, das frisch schmeckt – und Erkrankungen wie Durchfall, Hepatitis etc. drama­tisch verringert. So hilft ein erfahrener greenap-Partner indischen Adivasi.

Tontöpfe sind bereit zum Brennen im Ofen - so werden sie zu keramischen WasserfilternWenn Wasser knapp wird: „Früher gab es im Wald viele Quellen, aus denen wir trinken konnten“, erzählen die Frauen im Dorf Kothuru. „Jetzt bleiben uns im heißen Sommer nur noch Tümpel, um Wasser zu holen. Doch es ist dreckig und macht krank“. Grund ist der Klima­wandel – mit dramatischen Folgen für die Dörfer im hügeligen Hinterland der Ost­küste Indiens.
Es regnet weniger; das Grundwasser sinkt, viele Brunnen fallen zeit­weise trocken. Der Wald kann immer weniger Regen­wasser speichern. Wenn Bäche und Flüsse in der Trocken­zeit zu Rinn­salen werden, sammelt sich das rest­liche Wasser in Tümp­eln und vor improvi­sier­ten Stauwehren. Dort werden Tiere getränkt; Menschen baden darin, waschen Kleidung – und holen Trinkwasser. Es schmeckt nicht nur schlecht; es ist hoch belastetet mit Koli-Bakterien und Krankheits­erregern. Zunehmende Durchfall­erkrankungen sind die Folge, ebenfalls Hepatitis, Typhus, sogar Cholera. Die WHO empfiehlt, kontaminiertes Wasser abzukochen. Aber wer kann sich das leisten? Zu zeitaufwändig, zu viel Arbeit. Höherer Brennholzverbrauch würde die Wälder noch mehr schädigen, selbst wenn die Menschen hier bereits effiziente Herde haben.

„Weil die neuen Herde gut funktionieren, haben wir das Vertrauen der Menschen“, erzählt Nafisa D‘Souza. Ihre NGO, die erfahrene Organisation „LAYA“, arbeitet hier mit den Adivasi, der indigenen Bevölkerung (den indischen „Ureinwohnern“). LAYA hat Erfahrung mit Wasser­filtern: mehrere 100 Stück wurden bereits eingesetzt – allerdings Sandfilter. Das Wasser sickert durch mehrere Sandschichten und wird dabei durch Filter­bakterien ge­reinigt. Das funktioniert gut, aber die Filter sind unhandlich: sie wiegen 98 kg. Deshalb arbeitet LAYA jetzt mit dem neuen Modell „Mati Kalp“, entwickelt in Delhi.

Einfach, aber aufwändig herzustellen: Die neuen Wasserfilter wirken simpel, aber der Prozess ist high-tech. Das Mischungs­ver­hältnis von Lehm und Ton muß genau stimmen. Um möglichst feine Poren zu erhalten, wird die Masse mit einer hydraulischen Presse in Form gebracht. Nach dem Trocken werden die Töpfe in einem Ofen gebrannt, um die Eigen­schaften von Keramik zu erreichen. Es folgen Tests auf Brennqualität, Dichtigkeit und Filterleistung, bevor ein Schutzanstrich mit Silber­ionen für eine dauerhafte desinfi­zier­ende Wirkung von innen aufgetragen wird.

verunreinigtes Wasser wird in den Filter gefülltIn diesen Filtertopf wird das unsaubere Wasser einge­füllt. Es tropft durch die feinen Poren mit einer Filter­rate von 1,5 – 2,5 Litern pro Stunde und wird in einem Vorratsbehälter auf­ge­fangen, der den Filter zu­gleich trägt und schützt. Mit einem kleinen Wasser­hahn kann das saubere Wasser entnommen werden. Fast wie aus einer Wasser­leitung, nur besser!
Eine Untersuchung des renommierten Labors TERI be­scheinigt eine „exzellente Effizienz“ bei Entfernung von Keimen und Verunreinigungen.

Vor allem sind die keramischen Filter günstig und in den Dörfern erschwinglich. Komplett mit dem Wasserbehälter aus rost­freiem Stahl (der dem behandelten Wasser eine hohe Wertigkeit verleiht) kostet jedes Set nur 25 EUR.
Nach den ersten Tests dieser Filter machen die Menschen ihre eigene Effizienz-Rechnung auf: „Weil die Familie und besonders die Kinder oft krank waren, mußten wir früher fast 500 Rupien für Medizin ausgeben. Seit 11 Monaten haben wir den neuen Filter und seither keine Kosten für Medikamente“, sagt Shobha Devi.

mit einer Presse werden aus Lehmklumpen die Filtertöpfe in Form gebrachtNach der Testphase möchte LAYA diese Filter in den Dörfern jetzt breit zugänglich machen und hat deshalb die Produk­tion ausgeweitet. Zehn Jugendliche (alles Adivasi) werden in Herstellung und Wartung der Filter geschult. Ein Brenn­ofen wird gebaut, ein Schutzdach dazu errichtet. Vor allem braucht LAYA eine eigene hydraulische Presse für die Serien­produktion. Kosten­punkt: 1.500 EUR.

greenap hat die Finanzierung übernommen. „Nach­haltige Aufbereitung von Trinkwasser ist der logische nächste Schritt für unsere Projekte mit Erneuerbarer Energie zur Armuts­be­kämpfung“, sagt Georg Amshoff, Vorsitzender von greenap. Weil Filter die Emissionen des WHO-konform­en Abkochens vermeiden, könnten Filter-Projekte sogar Emissions­minderungs­zertifikate erhalten. Vor allem: „Gesundes Wasser aus Tonfiltern ist 100 mal besser als Trinkwasser aus Plastikflaschen!“

Die Frauen im Dorf Kothuru jedenfalls sind begeistert von ihren neuen Filtern. „Das Wasser aus den Tümpeln schmeckt nach Fäkalien, und mit jedem Schluck steigt die Gefahr von Krankheiten. Jetzt haben unsere Kinder keinen Durchfall mehr, und auch wir bleiben ge­sund.“ Das ist wichtig – denn der nächste Arzt ist einen halben Tagesmarsch entfernt. Und: mit dem Filter schmecke das Wasser „wie aus einer Quelle in den Bergen; wie Wasser, das wir im Wald finden“.
Gesundes Wasser – effizient, klimafreundlich & nachhaltig.

Bitte helfen Sie mit Ihrer Spende! Ein neuer Filter kostet nur 25 €, ein Schulungskurs 500 €.

Fotos: LAYA © greenap; Abdruck frei; 720 Worte / 5.200 Z.