Archiv der Kategorie: Indien

Neu-Delhi ist dreckigste Hauptstadt der Welt

Die chinesische Hauptstadt Peking isst nicht gerade berühmt für saubere Luft – aber Neu Delhi ist rund sieben mal stärker verschmutzt. Die Atemluft hat zeitweise eine Schadstoffbelastung von bis zu 500 Mikrogramm Staub pro Kubikmeter Luft.

Während Peking Fortschritte gemacht hat (nicht zuletzt durch Elektro-Autos statt alter Motoren mit fossilen Brennstoffen), steigt in New Delhi die Belastung gerade im Winter extrem an. Ein wichtiger Grund ist die Verbrennung von organischem Material. Durch Holzfeuer, die bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt für viele Arme die einzige Wärmequelle sind. Aber auch durch das weiträumige Abfackeln von Ernteresten und  und abgeernteten Feldern in der Umgebung der Hautstadt.

Der 6-jährige Swayam freut sich über die fertige Bio-Holzkohle

Für dieses Problem gibt es eine Lösung: die Erntereste können zu hochwertiger Holzkohle veredelt werden, statt einfach unkontrolliert vor sich hin zu schwelen. Ein Projekt von greenap zeigt, wie es geht!

 

 

Quelle: Spektrum.de, „Holzfeuer machen Smog in Neu-Delhi extrem“, 16.3.2023

Indien – ungleich verteilt

Indien ist ein reiches Land – und zugleich bitter arm. Denn der Reichtum ist extrem ungleich verteilt. Die Reichen sind superreich: das oberste Prozent der Bevölkerung besitzt über 40 Prozent des gesamten Vermögens des Landes – geschätzte 17,4 Billionen Euro. Hingegen gehören der unteren Hälfte des Bevölkerung lediglich drei Prozent des gesamten nationalen Vermögens.

Diese extreme Ungleichverteilung der Vermögen ist eine der krassesten weltweit. Premierminister Narendra Modi (BJP), der 2014 die Regierung übernahm, hat bereits ein Jahr später die Vermögenssteuer abgeschafft. Außerdem hat die BJP die Unternehmenssteuern gesenkt, obwohl sie ohnehin schon niedrig waren.

Quelle: tagesschau „Die Superreichen und die Angst in den Slums“, 2.12.2024

Indien: alles ist relativ – auch das Klima…

Gerne rühmt sich Indien, dass sein CO2-Ausstoß pro Kopf relativ gering ist – zumindest noch. Und es stimmt: die CO2-Emissionen liegen unter zwei Tonnen pro Jahr. Die meisten Industriestaaten liegen weit über dieser Menge – Deutschland z.B. fünf mal höher als Indien. Deutschland liegt auch noch mehr als ein Drittel über dem Niveau Chinas.

Aber: das niedrigere Niveau in Indien wird durch die schiere Masse des Landes ausgeglichen. Und so ist das Land inzwischen der drittgrößte CO2-Emittent der Welt – nach China und den USA.

Das zeigt ein Dilemma von Klimapolitik und Klimawandel: Skeptiker von ambitionierten Klimazielen der EU und des Westens fordern, dass jetzt erst mal die Schwellenländer an der Reihe seien. Das stimmt – und greift doch zu kurz. Weder Verantwortung noch Treibhausgase lassen sich hin- und herschieben; denn die Klima-Gase wirken weltweit. Und seit 1992 in Rio de Janeiro beschlossen wurde, im Rahmen der Klimarahmenkonvention die Treibhausgase zu reduzieren, werden faktisch 50 Prozent mehr in die Atmosphäre gepustet. Es wurden also nicht nur 20 Jahre vergeudet; in dieser Zeit ist es noch schlimmer geworden.

Die Dramatik der Entwicklungen scheint vielen immer noch nicht klar zu sein…

Indien ist ärmer als Hungerländer in Afrika

Die Ernährungssituation in Indien ist inzwischen so dramatisch, dass die Regierung für 70 Prozent der Bevölkerung Nahrungsmittel subventionieren will. Das neue Food Security Bill (das nach Ansicht de Opposition allerdings eher dem aufziehenden Wahlkampf geschuldet ist) soll nach Angaben der Congress-Präsidentin Sonia Gandhi 75 Prozent der ländlichen und 50 Prozent der städtischen Bevölkerung jeden Monat fünf Kilogramm Getreide zu stark ermäßigten Preisen zur Verfügung stellen.

Das International Food Policy Research Institute hat in seinem Welthungerindex 2012 die Ernährungssituation in Indien als „alarmierend“ bezeichnet. Die Lage sei schlimmer als in afrikanischen Krisenländern wie Simbabwe oder dem Sudan. Nach Angaben der Weltbank leben in Indien ein Drittel der Ärmsten Menschen der Welt. Ein Indikator dafür ist die Ernährungssituation der Kinder: fast die Hälfte ist chronisch unterernährt.

Das Subventionsprogramm für Grundnahrungsmittel kommt nur eine Woche, nachdem das aufstrebende Schwellenland Indien seinen ersten selbst gebauten Flugzeugträger zu Wasser gelassen hat. Bereits einen Tag nach dem stolzen Ereignis wurde die Marine von einem Rückschlag getroffen, als im Hafen von Bombay ein U-Boot explodierte und und 18 Menschen in den Tod riss. Nicht nur bei den Seestreitkräften, auch in einem anderen prestigeträchtigen Bereich liefert sich Indien ein Kräftemessen mit dem ewigen Rivalen China und dem Westen: indische Raketen haben eigene Satelliten zum Mond gebracht, die dort Wasser entdeckt haben. Allerdings wäre Wasser vor der Haustür wichtiger: denn 60 Prozent der Bevölkerung hängen nach wie vor von der Landwirtschaft ab, die auf Gedeih und Verderb auf einen guten Monsoon angewiesen ist. Und der schwankt durch den Klimawandel stärker als je zuvor.

21.8.2013