PM 38: Der Flut trotzen – Solar-Licht gibt Mut

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Bonn, 4.12.2021

greenap fördert Projekt für Vertriebene eines Mega-Staudamms

Geflohen vor dem Wasser – weiter die Hügel hinauf, während der neue Stau­damm ihre Hütten in den Tälern überschwemmt. Große Solar-Lampen auf Bambus-Stangen, die Licht für mehrere improvisierten Hütten spenden, geben Sicherheit – und Mut für den Kampf um gerechte Entschädigung.

Diese Flut war absehbar: Der neue Staudamm ist fast fertig. Doch Umsiedlung und Ent­schädigung der Betroffenen wurden verschleppt. Trotzdem werden die Schleusentore geschlossen. Mit dem Monsoon steigt der Wasser­spiegel, und die Menschen sind gezwun­gen zu fliehen. Für einige Wochen oder Monate, bis das Wasser wieder zurück geht, ziehen sie an höher gelegene Stellen weiter die Hügel hinauf. Ohne Strom, ohne Trinkwasser, ohne sanitäre Anlagen – und ohne Schutz vor Wildtieren.

Das Tal ist überflutet - alles steht unter Wasser

Wieder trifft es die Ärmsten: die Adivasi, die indi­gene Bevölkerung Indiens (die „Ureinwohner“). Sie leben in entlegenen Regionen des Landes, im hüge­li­gen Hinterland wie dem Einzugsgebiet des Pola­ra­vam-Staudamms. 370 Siedlungen müssen weichen, 105.000 Familien sind betroffen. Mehr als 10.000 Hektar Land werden überschwemmt – Wald, auf den die Adivasi für ihr Überleben angewiesen sind. Sie sammeln und verkaufen Nüsse, Heilkräuter und Honig; sie brauchen den Wald für Nahrung und ihre traditionelle Medizin. Und hier, im Wald, leben ihre Götter. Ohne ihren Wald sind die Adivasi ihrer kulturellen Identität beraubt. Doch ihre Verluste zählen nicht, wenn die Regierung in anderen Regionen Wohltaten versprechen kann: 540 Dörfer sollen Trink­wasser erhalten, 300.000 Hektar Land bewässert werden – Land, das zumeist höher­kastigen Bauern gehört.Engagierte Menschenrechtsgruppen und NGOs führen mit den Adivasi zusammen seit Jahren einen juristischen Kampf. Doch während sie für gerechte Entschädig­ung oder Umsiedlung entsprechend der gesetzlich vorgeschriebenen Mindest-Standards kämpfen, müssen die Menschen ihre Grundbedürfnisse decken. Und dem steigenden Wasser aus­weichen, indem sie zeitweise weiter die Hügel hinauf ziehen – oder als Tage­löhner in die Slums der Städte gehen. In beiden Fällen müssen sie in Dunkelheit leben.

Licht für ein ganzes Camp: Große Solar-Lampen, auf einem einfachen Mast montiert, geben Licht für ein Dutzend improvisierter Hütten. Eine NGO bringt die von greenap finanzierten Lampen in die entlegenen Siedlungen. Der Pfosten zur Montage ist Eigen­leistung der Menschen: fünf oder sechs Meter hoch, meist aus Bambus-Stangen.

Bei den Hütten wird der Pfahl im Boden verankert. Ein Team von aus­gebildeten Jugend­lichen der Adivasi montiert die Geräte. Die Technik besteht aus 4 Watt starken LEDs mit Reflektor, dem Akku, Elektronik mit Dämmerungsschalter und Näherungssensor, und dem Solar-Paneel. Damit ersetzen die Lampen flackernde Petroleum-Laternen, deren fossiler Brenn­stoff schwer zu bekommen ist – und die viel CO2 ausstoßen. Nach einem sonnigen Tag reicht der Akku der Solar-Lampen für 6 Stunden helles Licht; auf kleinerer Stufe sind es ca. 15 Stunden. Bis zu 900 m² können ausgeleuchtet werden. Nicht blendend hell, aber genug Licht gegen die Gefahren der Dunkelheit, zum Kochen, und für die kargen Mahl­zeiten. Denn darum geht es: „Unsere Geräte werden auch als Straßenlaternen ver­wendet, aber hier ist etwas anderes entscheidend“, sagt Ranga vom südindischen Hersteller THRIVE: „Licht für eine kleine Umgebung. Wir nennen sie deshalb Sicherheits-Leuchten“.

Solar-Lampe für ein ganzes Camp

Endlich LIcht! Eine große Solar-Lampe für Hütten von Adivasi, die vor der Flut eines Staudamms fliehen mussten

Besonders stolz ist Ranga auf kleine Metall-Plaketten, die die Mon­teure an jedem Mast befestigen. Darauf ist eingeprägt: „Bei Pro­blemen mit den Lampen erreichen Sie den Hersteller unter dieser Handy-Nr: xxx.“ Das ist eine Service-Qualität, die bisher unbe­kannt ist. Viel zu oft muss­ten die Menschen die Erfahr­ung machen, dass Sub-Unternehmer der Re­gier­ung schlechte Qualität lieferten und dabei in die eigene Tasche wirt­schaften. „Was immer die Regierung bewilligt und installiert, geht nach kurzer Zeit wieder kaputt, während andere daran verdien­en“, er­läutert Ranga. „Aber wir sind verant­wortlich für unsere Produkte und wollen, dass sie den Menschen dauerhaft nutzen.“
Deshalb wird die lo­ka­le NGO „ALERT“ im Zentrum des Projekt­ge­bietes ein­en Service-Stütz­punkt einrichten, in dem auch Ersatzteile vorrätig sind. So können erforderliche Repara­turen schnell erledigt werden. Mr. Jayaraj von ALERT sagt: „Wenn wir den Menschen bei ihren Bedürf­nissen wie Licht zur Seite stehen, wächst ihr Vertrauen und ihr Mut, und wir können im Kampf um Gerechtigkeit mehr erreichen.“

Standards setzen: Für greenap ist wichtig, dass dieses Projekt positive Zeichen setzt: „Wir zeigen an einem konkreten Beispiel, dass solche Lampen eine große Hilfe sind, schnell und einfach montiert werden können und nachhaltig sind“, sagt Georg Amshoff von greenap. „So setzen wir Maßstäbe – und zeigen die Kraft Erneuerbarer Energie.“

Für die Dörfer der Adivasi hat greenap 200 solcher Lampen finanziert. Mit Transport, Ersatzteilen und Betreuung durch die NGO kostet eine Lampe ca. 150 EUR.

Bitte helfen Sie, damit greenap die Adivasi weiter unterstützen kann!