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Indien ist ärmer als Hungerländer in Afrika

Die Ernährungssituation in Indien ist inzwischen so dramatisch, dass die Regierung für 70 Prozent der Bevölkerung Nahrungsmittel subventionieren will. Das neue Food Security Bill (das nach Ansicht de Opposition allerdings eher dem aufziehenden Wahlkampf geschuldet ist) soll nach Angaben der Congress-Präsidentin Sonia Gandhi 75 Prozent der ländlichen und 50 Prozent der städtischen Bevölkerung jeden Monat fünf Kilogramm Getreide zu stark ermäßigten Preisen zur Verfügung stellen.

Das International Food Policy Research Institute hat in seinem Welthungerindex 2012 die Ernährungssituation in Indien als „alarmierend“ bezeichnet. Die Lage sei schlimmer als in afrikanischen Krisenländern wie Simbabwe oder dem Sudan. Nach Angaben der Weltbank leben in Indien ein Drittel der Ärmsten Menschen der Welt. Ein Indikator dafür ist die Ernährungssituation der Kinder: fast die Hälfte ist chronisch unterernährt.

Das Subventionsprogramm für Grundnahrungsmittel kommt nur eine Woche, nachdem das aufstrebende Schwellenland Indien seinen ersten selbst gebauten Flugzeugträger zu Wasser gelassen hat. Bereits einen Tag nach dem stolzen Ereignis wurde die Marine von einem Rückschlag getroffen, als im Hafen von Bombay ein U-Boot explodierte und und 18 Menschen in den Tod riss. Nicht nur bei den Seestreitkräften, auch in einem anderen prestigeträchtigen Bereich liefert sich Indien ein Kräftemessen mit dem ewigen Rivalen China und dem Westen: indische Raketen haben eigene Satelliten zum Mond gebracht, die dort Wasser entdeckt haben. Allerdings wäre Wasser vor der Haustür wichtiger: denn 60 Prozent der Bevölkerung hängen nach wie vor von der Landwirtschaft ab, die auf Gedeih und Verderb auf einen guten Monsoon angewiesen ist. Und der schwankt durch den Klimawandel stärker als je zuvor.

21.8.2013

Nicholas Stern: „Erderwärmung beschleunigt sich“

Der frühere Chefökonom der Weltbank, Nicholas Stern, hat gewarnt, dass der Klimawandel drastischer ausfallen könnte als bisher angenommen. Ohne Eindämmung der Kohlendioxid-Emissionen liege die Wahrscheinlichkeit, dass die Durchschnittstemperatur gegenüber der vorindustriellen Zeit binnen eines Jahrhunderts um 5 Prozent steige, bei 50 Prozent, sagte Stern am Dienstag vor dem Internationalen Währungsfonds in Washington.

Stern hatte 2006 in einer einflussreichen Studie die Gefahren des Klimawandels aufgezeigt. Gegenüber seiner damaligen Prognose hätten die C02-Emissionen und die Effekte der Erderwärmung noch mal zugenommen, sagte Stern. Schon bei einem Anstieg des Meeresspiegels von zwei Metern müssten vermutlich mehrere hundert Millionen Menschen umsiedeln. Selbst wenn die Staatengemeinschaft die Versprechen der Klimakonferenz von 2010 verwirkliche, sei die Welt auf dem Weg zu einer Erwärmung von 4 Grad.

FAZ 4.4.13

Weltbank warnt vor Erderwärmung um 4 Grad

Eine Erwärmung der Erde um vier Grad Celsius, wie sie sich derzeit abzeichnet, muss unbedingt vermieden werden. Extreme Hitzewellen, Missernten, ein Artensterben und ein bedrohlicher Anstieg des Meeresspiegels wären die Folge, warnt die Weltbank in einem neuen Bericht, der vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) und von der Berliner nichtstaatlichen Organisation „Climate Analytics“ erstellt wurde. „Wir müssen die Erwärmung unter zwei Grad halten“, fordert Weltbank-Chef Jim Yong Kim.

Die Welt befinde sich aufgrund steigender Treibhausgas-Emissionen auf einem Kurs, der schon bis zum Ende des Jahrhunderts zu einer Erderwärmung von vier Grad Celsius führen könnte – und somit in eine Welt mit Risiken außerhalb der Erfahrung unserer Zivilisation, heißt es in dem Bericht „Turn Down the Heat: Why a 4°C Warmer World Must be Avoided“ (PDF), der am Montag – vier Wochen vor der UN-Klimakonferenz in Doha – veröffentlicht wurde. Betroffen seien vor allem die Armen dieser Welt, für die Entwicklung ohne Klimaschutz nach Lage der Fakten kaum möglich sei.

„Die planetarische Maschinerie neigt zu Bocksprüngen, also unverhältnismäßigen Reaktionen auf Störungen, wie sie der menschengemachte Treibhauseffekt mit sich bringt“, betonte Hans Joachim Schellnhuber, Direktor des PIK. „Wenn wir uns weit über die Zwei-Grad-Linie hinauswagen, also in Richtung vier Grad, laufen wir Gefahr, Kipp-Punkte im Erdsystem zu überschreiten.“

Dies könnte bei den weltweit vom Kollaps bedrohten Korallenriffen der Fall sein, oder beim kilometerdicken Eisschild Grönlands. Dessen Schmelze würde Jahrtausende dauern, könnte aber schon bald unwiderruflich beginnen. „Der einzige Weg, dies zu vermeiden, ist ein Bruch mit den vom Zeitalter fossiler Brennstoffe geprägten Mustern von Produktion und Konsum“, so Schellnhuber.

Bereits heute seien Folgen des Klimawandels beobachtbar, erklärte das PIK. So habe die Hitzewelle in Russland 2010 vorläufigen Schätzungen zufolge Tausende von Opfern gefordert, die Ernten um ein Viertel verringert, und 15 Milliarden US-Dollar wirtschaftlichen Schaden hinterlassen. Solche Extreme würden bei 4 Grad Celsius globaler Erwärmung in Teilen der Welt „die neue Normalität“, heißt es in dem Report. In den Tropen könnten Ende des Jahrhunderts die kühlsten Monate deutlich wärmer sein als die heißesten Monate der Gegenwart.

Der Meeresspiegel kann dem Bericht zufolge bei 4 Grad globaler Erwärmung in diesem Jahrhundert 50 bis 100 Zentimeter steigen, und danach noch deutlich höher. Dabei sei dieser Anstieg regional unterschiedlich stark, dies hänge von Meeresströmungen und anderen Faktoren ab. Am höchsten wird das Meer den Projektionen zufolge an den Küsten von Ländern wie den Philippinen, Mexiko und Indien steigen.

Quelle: http://www.epo.de/index.php?option=com_content&view=article&id=8954%3Aweltbank-warnt-vor-erderwaermung-um-4-grad&catid=99%3Atopnews&Itemid=74