PM 24 – Endlich kochen ohne Qualm

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Bonn, 24.8.2017

Neue, holz-sparende Herde verbessern das Leben indischer Frauen

Zwei Töpfe, etwas Lehm, ein paar dürre Zweige, fertig ist der Herd. Auf solchen dürftigen Feuerstellen kochen Frauen in Indien die Mahl­zeiten für ihre Familien – und atmen dabei große Mengen gift­iger Ab­gase ein. Der Holzverbrauch der ineffizienten Kochstellen ge­fähr­det die Ökosysteme. Neue Herde spar­en Biomasse und Emission­en. Ein Projekt von green energy against poverty bringt Hoffnung.

traditioneller Herd aus Lehm

Eine schwache Flamme schlängelt sich aus Ästen und trockenen Dungfladen zwi­schen Seiten­wänden aus Lehm empor und verrußt zwei verbeulte Aluminium-Töpfe. Was wie eine improvisierte Kochstelle aussieht, ist ein Herd, wie ihn Milli­onen indischer Frauen benutzen, auch auf den Inseln im Ganges-Delta. Auf dem Boden ihrer nur wenige Quadratmeter großen Küche hocken sie vor dem Herd, meist nur im Schein des Herdfeuers, und kochen das Abendessen – die meisten Menschen hier sind so arm, daß es kaum für zwei Mahlzeiten reicht. Entsprech­end dürftig sind die Hütten und die Kochecken, entsprechend schlecht sind die Herde. Und verbrauchen viel knappes Brennmaterial: ca. 1.500 kg pro Jahr.

Besonders schlimm ist, dass die Herde stark qualmen. Der Rauch enthält so viel Schadstoffe, das er regelrecht giftig ist. Die Frauen atmen ihn beim Kochen ein und nehmen so Giftstoffe in der Menge von mehreren Schachteln Zigaret­ten auf – pro Mahlzeit. Mit ihnen leiden die Kinder, die sich meist in der Nähe ihrer Mütter auf­halten und deshalb auch in der Küche hocken. Die giftigen Schadstoffe führen allein in Indien zu 1,2 Millionen Todesfällen pro Jahr, schätzt die Weltgesundheits­organi­sation WHO – 100.000 davon sind Kinder.

Aber es reicht nicht, einfach bessere Herde zu verteilen. Damit sich die neuen Kochmöglichkeiten nahtlos in den schweren Alltag der Frauen einfügen und ihr Leben wirk­lich verbessern, müssen die Herde sorgsam an Bedürfnisse und Erwartun­gen der Menschen angepasst werden.

Dazu hat greenap mit indische Spezialisten eine Untersuchung durchgeführt, bei der Frauen befragt wurden und auf Dorftreffen diskutierten – und auf einmal war das Thema „Kochen“ so interessant, dass auch die Männer teilnahmen. Wird mit einem Topf gekocht oder mit zwei? Wie oft wird Fladenbrot („Chapattis“) gebacken? Wie groß sind die Familien – und wie groß sind damit die Töpfe, die verwendet wer­den? Mit diesen Informationen werden neue Herde so entwickelt, daß sie genau zu den Bedürfnissen passen: ideal zum Kochen von Reis, und mit einer vergröß­er­ten Brennkammer für große Töpfe. Als Innovation wird ein Aschen­rost eingebaut; durch eine separate Luft­zufuhr wird die Ver­brenn­ung verbessert, so daß weniger Qualm entsteht – und weniger Brenn­material ver­braucht wird. „Allein durch diese Ver­besserungen sparen wir fast die Hälfte an Brennmaterial und verringern den CO2-Ausstoß um mindestens 60 Prozent“, sagt Priya Karve, die Leiterin des Unter­suchungs­teams.

Ein neuer Herd – endlich Kochen ohne Qualm!

Vom Prototyp des neuen Herdes sind die Frauen be­geist­ert. Das Kochen ist ein­facher, kein beißender Qualm mehr und kein quälender Husten. Und sie sparen viel Zeit, weil sie weniger Brennmaterial suchen müssen. Auch unser aller Umwelt profi­tiert: weniger Holzbedarf, weniger Klimagase. 30 % aller Emissionen Indiens können so reduziert werden.

Von den 30 Frauen, die an der Befragung teilgenommen haben, wollen natürlich alle einen tollen neuen Herd haben. Dazu müssen zunächst Handwerker ausge­bildet werden und lernen, wie die Größe von Herd und Brennkammer richtig an die vor­handenen Töpfe angepaßt wird, wie der Feuerrost sicher und stabil einge­baut wird, etc.. Ein solches Training wird jetzt konkret geplant. „Die lokalen Hand­werker sind dauerhaft in der Region. Wenn wir sie gründlich schulen und anschließend mit Tipps und Tricks begleiten, können wir dort eine dauerhafte Ver­besserung erreichen“, sagt Georg Amshoff, Vorsitzender von green energy against poverty e.V.

Gemeinsam wollen die Frauen dann nach und nach solche Herde installieren. Dass angepaßte Technik nützlich und nachhaltig sind, haben sie schon bei Projekten mit Solar-Lampen erfahren. Die Umwelt­spezialistin Priya Karve sagt: „Davon profitieren alle: Die Frauen, die Gesundheit der Kinder, und die Umwelt!“

Für die Schulung und Unter­stützung eines Hand­werkers werden 200 EUR ge­braucht. Die Installation einen neuen Koch-Herdes kostet dann nur 10 EUR!

green energy against poverty sammelt weiter Spenden für dieses Projekt.

Sichere Online-Spende: www.greenap.org/helfen/