Download als PDF: PM 32 – Solar-Trucks in Indien
Bonn, 11.7.2019
kleine Solar-Lampen machen indische LKW sicherer
greenap-Projekt hilft Fahrern und verbreitet Solar-Energie
Fast jeder Autofahrer in Indien schimpft über LKW-Fahrer: rücksichtslos und gefährlich seien sie, eine der größten Gefahren auf den notorisch unsicheren Straßen. Doch den meisten Fahrern geht es nicht besser als Tagelöhnern: schlecht bezahlt und von vielen Seiten ausgenutzt. Ein neues Projekt bringt alle Beteiligten zusammen, um die dringendsten Probleme zu lösen. Der Schlüssel dazu: kleine Solar-Lampen von green energy against poverty.
Die „Könige der Landstraße“ sind in Indien arme Schlucker: 15-Stunden-Schichten am Steuer, tage- und wochenlang auf Achse, übervorteilt und ausgebeutet. Indische LKW-Fahrer sind ähnlich wie Tagelöhner abhängig von Mittelsmännern und Besitzern der Trucks; nur die wenigsten Fahrer haben einen Arbeitsvertrag. Zwar erhalten sie einen Lohn, aber der ist dürftig und unsicher. Und davon müssen sie Schmiergelder an die Verkehrspolizei zahlen. Da es keine Fahrschulen für LKW-Fahrer gibt, ist ihre Fahrweise zwangsläufig riskant; die abenteuerliche Überladung und der schlechte technische Zustand der Fahrzeuge tun ein übriges. Die Eigentümer der Trucks sparen an Technik, Wartung und Sicherheit; auch große Container-LKW haben nur archaische Ausstattung. An allem wird gespart, oft sogar an der Innenraum-Leuchte. Und wenn mitten in der Nacht der Motor ausfällt oder ein Reifen platzt?
Bislang blieben den Truckern für Notfälle nur Kerzen oder Petroleum-Laternen. Wenn am Tank mit dem Reservekanister oder im Motorraum hantiert werden muss, ist eine offene Flamme jedoch eine denkbar schlechte Idee: hochgefährlich, unsicher, viel zu dunkel. Die Lösung: kleine, praktische Solar-Lampen.
green energy against poverty stellt kleine Lampen bereit, die tagsüber auf dem Armaturenbrett liegen und aufgeladen werden. Nachts geben sie auf Knopfdruck zuverlässig helles Licht. In Notfällen, aber auch bei Pausen zum Toilettengang. Der indische Projektpartner Seva Kendra (das Sozialzentrum der Erzdiözese Kalkutta) hat die Solar-Lampen aus vorgefertigten Bausätzen montiert, geprüft und verteilt. Seva Kendra arbeitet mit über 8.000 LKW-Fahrern in West-Bengalen zusammen. Zur konkreten Hilfe für Fahrer gehören Verkehrsschulungen, Gesundheits-Check-Ups und Sehtests an improvisierten Rasthöfen, an denen die LKW für Mahlzeiten halten. Zur Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen Fahrern, den Besitzern der LKW, der Verkehrspolizei und Politikern bringt das Zentrum alle Beteiligten zusammen. Denn langsam erkennen Logistik-Konzerne, das die pünktliche und sichere Ablieferung ihrer Container auch von den Fahrern abhängt. Und dass es nicht reicht, LKW und Ladung zu versichern, nicht aber die Fahrer.
Ein Schlüsselelement dieser Kooperation sind die Solar-Lampen von greenap: eine kleine Lampe für die Fahrer, eine große für ihre Familie zu Hause im Dorf. Das ist eine ganz konkrete, sehr wichtige Hilfe, die die Situation spürbar verbessert. „Die Solar-Lampen sind ein großer Hit bei den Fahrern“, sagt Fr. Franklin, der Direktor von Seva Kendra: „Diese Lampen sind sicher, preisgünstig und ungemein handlich!“
So wichtig sind den Fahrern die neuen Lampen, das sie „ihre“ LKW nun liebevoll „Solar-Trucks“ nennen.
Der Erfolg des Projektes konnte LKW-Besitzer und Logistik-Konzerne überzeugen, weiteren Fahrer Solar-Lampen zur Verfügung zu stellen. Die ersten 1.000 Solar-Lampen hat greenap finanziert, bis der Erfolg offensichtlich war; jetzt werden die Firmen mehrere Tausend weitere Solar-Lampen zahlen.
Einen weiteren wichtigen Effekt hat das Projekt. Früher breitete sich entlang der Hauptrouten der LKW bis in die Dörfer der Fahrer auch zweifelhafter Fortschritt aus wie Bollywood-Filmsongs, illegal gebrannter Alkohol und übertragbare Krankheiten, bis hin zu HIV / AIDS. Jetzt verbreitet sich so ein neues Solar-Bewußtsein über das ganze Land.
green energy against poverty sammelt Spenden zur Ausweitung des Projektes.