PM 28 – Die Frauen-Power der Herdbauerin

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Bonn, 8.3.2018

effiziente Herde verbessern das Leben indischer Frauen –
Kampagne am Weltfrauentag zur Verbreitung besserer Lehmherde

Der alte Lehmherd von Sima Bayen, West Bengal, India. Photo by Allison Joyce

Savita Sardar strahlt. Stolz weist sie auf den Lehmherd in ihrer Hütte – auf Ihren Herd. Sie hat ihn selbst gebaut. Er ist besser, viel besser als der alte Herd: effizienter, schneller, kein giftiger Qualm mehr – und damit kein quälender Husten. Der neue Herd verbess­ert nicht nur ihre Gesundheit, sondern ihr ganzes Leben: denn sie hat sich als Herdbauerin ausbilden lassen. Jetzt installiert sie selber effiziente Herde und erzielt damit ein eigenes Einkommen.

Früher hieß es, Frauen gehörten an den Herd; nun bauen sie ihre Herde selbst. Und zwar so, wie Frauen sie brauchen: sicher, effi­zient und nachhaltig. Jetzt hat sie eine Kampagne dazu gestartet.

Von ihrem neuen Herd ist Savita ganz begeis­tert: „Damit kann ich in weniger als einer Stunde für die ganze Familie kochen – Linsen, Curry und einen großen Topf Reis. Und das sogar mit weniger Brennmaterial!“ Und: ganz ohne quälenden Husten. Denn der neue Lehm­herd produ­ziert keinen giftigen Qualm mehr und mindert auch die CO2-Emissionen um über 50 %. Die effizienten Herde verbessern die Gesundheit indischer Frauen (und ihrer Kinder), entlasten das Klima und schonen die Wälder. Dabei kostet ein neuer Herd nur ein paar Euro. Um die effizienten Herde mit ihren vielen Vorteilen möglichst weit zu verbreiten, gibt es jetzt eine große Aufklärungs­kampagne.

Den Anfang machte ein „Gesundheits-Camp“ – eine öffentliche Veranstaltung, bei der Bedürftige umsonst behandelt werden. 75 Menschen kamen, überwieg­end Frauen, die meisten mit schweren Atemwegsproblemen. Während sie auf den Arzt und ihre Medizin warteten, erhielten sie Informationen über Gesund­heits­gefahren durch alte Herde und die Vorteile der verbesserten Lehmkoch­stellen. Ein effizienter Herd war ausgestellt, konnte begutachtet und aus­pro­biert werden. Savita erläuterte die Vorteile, und nahm zusammen mit ihren Herdbauer-Kolleginnen Aufträge für neue Herde an.

Der nächste Höhepunkt ist eine große Veranstaltung zum Weltfrauentag am
8. März: es gibt eine öffentliche Versammlung, mit Bühne und Lautsprechern, auf der die schwere Arbeit und die Leistungen der Frauen gewürdigt werden – und Möglichkeiten gezeigt werden, die Last zu lindern. Durch effiziente Herde zum Beispiel. Denn die brauchen weniger Brennmaterial, und sparen damit auch Zeit und lange Wege für dessen Suche und Aufbereitung. Wieder werden effiziente Herde ausgestellt, und die Herdbauerinnen werden die Vorteile erläutern. Hunderte Frauen werden zu dieser Veranstaltung kommen – und sich aus Anlass des Weltfrauentags ein kleines Fest gönnen: denn für alle Teilnehmerinnen gibt es Tee und kleine Snacks.

Weitere Veranstaltungen sind für die folgenden Wochen geplant – an staatlich­en Schulen und auf einem Dorfrat. Überall auf der Insel weisen schon große Banner darauf hin. Immer geht es darum, die Vorteile der effizienten Herde darzustellen und die Menschen zu überzeugen, auch einen neuen Herd installieren zu lassen. Jeder neue Herd hilft einer Familie und ist ein Auftrag für die Herd­bauer, die sich so ihr Ein­kommen erwirtschaften. Wie es geht, haben sie im Ausbildungskurs gelernt, den green energy against poverty finanziert hat. Damit die neuen Herde auch wirk­lich die Be­dürf­nisse der Menschen auf den Inseln im Ganges-Delta er­füll­en, wurde zuvor in einer Felduntersuchung der Bedarf und ein geeignetes Modell ermitt­elt. Auch nach ihrer Ausbildung werden die Herdbauer nicht allein gelassen: Ende März wird der Trainer erneut für eine Woche das Projektgebiet besuchen und den Herdbauern weitere Hilfestellung geben, ein follow-up durchführen etc.

Inzwischen hat das Projekt weite Kreise gezogen: ein staatliches Hilfspro­gramm ist auf den innovativen Ansatz aufmerksam geworden. Jetzt wird über­legt, wie eine Ausweitung auf andere Regionen möglich ist. Auch greenap führt weitere Projekte durch: z.B. ein Programm mit Adivasi („Ureinwohnern“) im hügeligen Hinterland der indischen Ostküste. Dort soll zunächst untersucht werden, welchen Bedarf die Menschen vor Ort haben und welche Herde effi­zient sind. Dieses Modell soll dann anschließend verbreitet werden – indem Herdbauer ausgebildet werden und so ein eigenes Einkommen erwirt­schaften können. Und zugleich das Klima entlasten und die Umwelt schonen – und die Gesundheit indischer Frauen. Nicht nur am Weltfrauentag, sondern dauerhaft.