PM 36 – Nothilfe: Solar-Lampen helfen – auch gegen Tiger & Schlangen

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Bonn, 9.12.2020

Gerade in Krisen zeigen Erneuerbare Energien ihr volles Potential: bei Nothilfe nach dem Wirbelsturm in Indien helfen greenap-Projekte. Der Ökostrom­versorger „Elektrizitätswerke Schönau“ EWS unterstützt die Nothilfe durch eine Weihnachts-Aktion

Auch ohne die Corona-Krise sind die Lebensbedingungen für viele Menschen in Indien schon hart genug. Dann kam es noch schlimmer: am 20. Mai 2020 verwüstete ein starker Wirbelsturm weite Teile von West Bengalen. Besonders schwer getroffen wurden die Inseln im Ganges-Delta, die „Sundarbans“ – bekannt durch die letzten bengalischen Tiger. Dort arbeiten greenap-Partner seit vielen Jahren mit Solar-Lampen und effizienten Herden.

Solar-Lampen als Nothilfe: SKC übergibt Lampen

Schwester Monica von der Organisation KMWSC betreibt auf den Inseln kleine, informelle Schulen. Dort erhalten die Kinder auch spezielle Förderung, damit sie im öffentlichen Schulsystem mithalten können. Ein zentraler Faktor dabei: Solar-Lampen, die den Kindern die Hausaufgaben und das Lernen erleichtern. Durch enge Zusammenarbeit mit Sr. Monica er­hielt greenap schnell genaue Informationen – und konnte schnell helfen: während Telefon­leitungen und Internet noch zusammen gebrochen waren, konnte greenap per Smart­phone und Messanger-Dienst innerhalb von 45 Minuten eine Zusage für die ersten 85 Solar-Lampen geben. Weitere 40 Lampen wurden kurz danach bewilligt.

Ein weiterer Partner von greenap, SCK aus Kolkata (das Sozial­zentrum der Erzdiözese Calcutta) war selber schwer getroffen – und konnte trotzdem innerhalb von 48 Stunden helfen. Zu­nächst mit Lebensmitteln, Notfall-Sets, Zeltplanen. greenap hat für SKC 500 Solar-Lampen finanziert. Zusammen gebaut wurden sie von Frauen­gruppen der Adivasi (der indischen „Ureinwohner“), deren Kooperative bereits über 10.000 Lampen montiert hat.

Eingesetzt wurden die Lampen ebenfalls auf Inseln im Ganges-Delta. Die Erfolge waren überwältigend: „Ihr hättet den Menschen kein schöneres Geschenk machen können“, schreibt Fr. Franklin von SKC. „Diese Lampen sind für uns wichtiger als Nahrung, sagen die Empfänger: ‚Hunger hatten wir auch schon vor dem Wirbelsturm. Aber mit den neuen Lampen müssen wir jetzt in der Dunkelheit keine Angst mehr haben!’“

Angst – vor giftigen Schlangen. Und vor hungrigen Tigern aus dem nahen Schutzgebiet. Schlangenbisse sind meist ein Unfall; die Schlangen wollen sich verstecken und beißen, wenn jemand aus versehen auf sie tritt. Im Dunkeln und auf Feldwegen passiert das leicht. Und so wird abends jeder Gang zur Toilette (bzw. das „verschwinden“ hinter Büschen) lebensgefährlich: Kobras und die noch giftigeren, weit verbreiteten Giftnattern haben seit dem Wirbel­sturm allein in einem Dorf 87 mal zuge­bissen. Seit die Menschen dort Solar-Lampen haben, gab es nur noch einen einzigen Fall.

Und die Tiger: sie sind oft nachtaktiv, aber scheuen künstliches Licht. Bei ihren Streifzügen zur Jagd verirren sie sich manchmal bis zu den verstreut gelegenen Hütten. Aus Hunger – denn durch den Klimawandel und die veränderte Vegetation ist die Zahl ihrer Beutetiere drastisch zurück gegangen. Ohne Strom, ohne Licht sind ihnen die Menschen nach Son­nen­untergang schutzlos ausgeliefert. Zwischen Mai und September 2020 starben mehr als 20 Personen durch Tiger oder wurden schwer verletzt. Um die Menschen vor den Tigern zu schützen (und die Tiger vor den Menschen), sind Solar-Lampen sehr wirkungsvoll. Deshalb haben 14 Frauen, die durch Tiger zu Witwen geworden sind, Solar-Lampen erhalten. Und außerdem zehn weitere Familien, in denen Angehörige durch Angriffe von Tigern starben.

Fr. Franklin hat sorgfältig geplant, wie mit den 500 Solar-Lampen besonders Bedürftige unterstützt werden kön­nen. Weitere Empfänger sind Familien, deren Töchter im kommen­den Schul­jahr ihre Abschlußprüfung ablegen. Eine Umfrage zeigt die Wirkungen: alle Schülerinnen gaben an, jetzt länger lernen zu können – 25 % eine Stunde länger, 45 % sogar zwei Stunden und mehr. Von den 45 befragten Mädchen gaben 44 an, durch mehr Licht auch mit „mehr Würde“ leben zu können: Waschen und Kleiderwechsel ohne Angst, und bessere Hygiene während ihrer Periode.

Die ersten Ergebnisse der Nothilfe-Projekte haben auch die Elektrizitätswerke Schönau EWS überzeugt – den Pionier unter den deutschen Ökostromversorgern. Mit einer Weihnachts­aktion unterstützen die EWS greenap: für jeden neuen Kunden, der bis Jahresende zu Ökostrom oder Biogas der EWS wechselt, spenden die EWS für die Nothilfe-Projekte.

Aktuell plant greenap weitere Schritte im Wiederaufbau. Wenn viele Häuser zerstört sind und wieder aufgebaut werden müssen – wie können wir dann erreichen, das gleich neue, effiziente Lehmherde eingebaut werden? Wie können wir schnell weitere, dringend be­nötige Einkommensmöglichkeiten schaffen, z.B. durch Herstellung von Bio-Holzkohle? Wie können wir effizient helfen, wenn Corona die Möglichkeiten immer noch stark ein­schränkt, und auch der lokale Projektkoordinator von KMWSC an Covid-19 erkrankt ist? Als eine weitere Maßnahme wird greenap in den nächsten Tagen Gelder an SKC überweisen, damit die bereits ausgebildeten HerdbauerInnen gemeinsam Material kaufen können, weitere Fortbildungen und Unterstützung erhalten. –

greenap braucht dafür weitere Hilfe!

Übrigens können Sie greenap auch unterstützen, indem Sie zu Ökostrom oder Biogas der EWS wechseln! Wenn Sie dies über uns tun, kommen die im Strompreis ent­halten­en „Sonnencents“ den Projekten in Indien zu Gute. Siehe www.greenap.org/ews-schoenau