PM 39 – Klima-Herde und gesundes Gemüse

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Bonn, 9.12.2022

Klima-Herde und gesundes Gemüse –
erfolgreiches Projekt wird ausgeweitet

greenap bildet Adivasi-Frauen zu Herdbauerinnen aus. Und im Anlegen von Küchengärten: für eine sichere Ernährung, ganz biologisch-organisch.

Im Hinterland von Bengalen lernen Frauen in 20 Dörfern den Bau effi­zien­ter, Feuerholz sparender Lehmherde. So wird nicht nur CO2 ver­mie­den, sondern auch giftiger Qualm, der beim Kochen krank macht. Zum gesün­der­en Kochen gehört gesunde Ernährung: neue Küchen­gärten geben vitamin­reiches Gemüse in einer der ärmsten Regionen Indiens.

Ein neuer Herd - die Dorfbewohner sind begeistertDer Erfolg ist beeindruckend: mehr als1.600 effi­ziente, klima-schonende Herde haben Herdbauer­innen im Vor­projekt in Kharagpur schon installiert. Die 35 Frauen sind eine hochmotivierte Truppe: sie haben in ihrer eige­nen Küche die ersten Herde eingebaut und sind davon so begeistert, dass sie all ihren Nachbar­innen und Freund­innen ebenfalls zu besseren Lehm­herden verhelfen wol­len. Weil es so gut läuft, können die Frauen sich damit sogar ein kleines eigenes Ein­kommen verdienen. Und sie sind stolz darauf.

Wegen der guten Erfolge möchte der lokale Projekt­partner aus Calcutta das Projekt nun
auf eine angrenzende Region ausweiten. Denn die Vorteile haben sich herum gesprochen:
„Als wir die neuen Dörfer besuchten, waren die Frauen am meisten interess­iert an den Herden ohne Qualm. Das war ihre erste Priorität“, sagt Fr. Anthony von Seva Kendra, der begleiten­den NGO aus Calcutta.

Die neue Gegend ist bettelarm: einer der am wenigsten entwickelten Distrikte Indiens – entlegen und unzu­gänglich, dünn besiedelt, und ständig bedroht von Naturkatastrophen und Dürre. Hauptsächlich leben dort Adivasi, die indigene Bevölkerung Indiens (die „Ur­einwohner“). Sie leben im spärlichen Wald und von dessen Produkten: Früchten, Nüssen, Heilkräuter und Honig. Hier sammeln sie auch Zweige und Äste als Brennmaterial. Über 70 Prozent der Haushalte nutzen Holz zum Kochen. Die alten Herde verschlingen große Men­gen Brenn­holz: eine Umfrage unter 2.250 Haushalten ergab, dass jede Familie ca. 10 kg Brenn­material verbraucht – pro Tag. Die Nutzerinnen der schon gebauten 1.600 effizien­ten Lehmherde brauchen nur 4 kg. Eine Reduzierung um 60 Prozent! Noch eindrucksvoller sind die gemessenen Emissionswerte: minus 80 Prozent an beißendem Qualm und CO2.

Deshalb sollen im neuen Projekt zehn Gruppen aufgebaut werden, die effiziente Lehm­herde errichten. 120 Frauen werden im Bau der Herde ausgebildet – von der Aufbe­reitung
des benötigten Lehms hin bis zu den exakten Abmessungen der Brenn­kammer, so dass
die Verbrennung effizient ist. Die Nutzer-Familien zahlen je Herd 200 Rupi­en, umgerechnet knapp 3 Euro. Jedes Team kann pro Monat 20 Herde bauen – und jede Frau ca. 1.000 Rupien verdienen. Als Tagelöhner­innen bekämen sie deutlich weniger.

Weil die Gegend so arm ist, leiden die Menschen an Mangeler­nährung, viel zu oft auch an Hunger. Die Zahlen sind alarmierend: 28,7 Prozent der Kinder sind akut unterernährt. Über die Hälfte aller Frauen ist anämisch. Denn die Familien haben kein Geld, Lebens­mittel zu kaufen. Die eigenen, kleinen Flächen sind karg und schlecht bewirtschaftet. Des­halb sollen jetzt hinter den Hütten kleine Küchengärten angelegt werden, die die Er­nähr­ung ver­bessern. Schon vier mal sechs Meter Fläche reichen für eine Familie.

Papaya, Kürbis, Kohl, Möhren und Tomaten: Gemüse und Früchte mit viel Vitaminen und Nährstoffen. Lokale und traditionelle Sorten, und so aufeinander abgestimmt, dass immer etwas erntereif ist – und damit über lange Zeit des Jahres die Ernährung verbessern kann.
Ein neuer KüchengartenBewässert wird mit Ab­wasser vom Spülen in der Küche. Am Zaun wachsen oft Sträu­cher; deren Blätter geben Futter für Ziegen und Schafe. Wenn die Sträucher zu groß werden, dien­en die Zweige als Brenn­material für die neuen Lehmherde – genau wie Ernte­reste, leere Maiskolben, Strünke etc.Aus Blättern des Neem-Baumes werden bio­lo­gische Mittel gegen Schädlinge herge­stellt, statt Pflanzengift einzu­setzen. Gedüngt wird mit Kompost aus dem Garten. Chemischer Dünger wäre nicht nur teuer, son­dern ist oft sehr schäd­lich. Die Gärten sind damit rein biologisch – gesund und nahrhaft.
400 Familien in 20 Dörfern werden solche Gärten anlegen. Sie erhalten Schulungen, Saat­gut zum Start, und begleitende Beratung. Die Erfahr­ung­en mit dem Kon­zept sind gut: im Vorprojekt wurden 255 Küchengärten ange­legt. Sie leis­ten unschätz­bare Dienste – z.B. während der langen Corona-LockDowns, als es keine Jobs für Tagelöhner gab. Und damit kein Geld, um Nahrungsmittel auf dem Markt zu kaufen.

Erneuerbar und Nachhaltig: „Diese Gärten sind angepasst an das lokale Mikro-Klima, die Böden und die Ernährungs­gewohnheiten in den Dörfern“, sagt Fr. Anthony. „Wir bauen auch Saatgutbanken und Samen­börsen auf. Die Menschen profitieren enorm!“
greenap fördert das Projekt mit effizienten Her­den und Küchengärten, um umfassend und nachhaltig zu helfen – den Menschen, dem Wald und dem Klima.

Etwa 75 EUR kostet es, damit ein Adivasi-Dorf von Küchengarten profitieren kann.
Ein Schulungskurs für Herdbauerinnen kostet 125 EUR. Bitte Helfen Sie!

Ein neuer Herd - die FRau ist stolz und begeistert